Der Glaube an Wunder

Warum ein Rennpferd zur zweibesten Sportlerin des Jahres gewählt wurde....

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Zenyatta ist die Letzte. Die Allerletzte. Die kleine Stute liegt ganze zwei Längen hinter dem vorletzten Pfered. Es sind noch 100 Meter bis zum Ziel. Rund fünf Sekunden. Der "Breeders Cup Classic", das bedeutendste und teuerste Galopprennen der USA, dotiert mit fünf Millionen Dollar preisgeld, scheint entschieden zu sein: Einen solchen Vorsprung kann kein Pferd der Welt aufholen. Natürlich nicht. Wie sollte es auch sein: Eine fünfjährige Stute, die dieses Rennen gegen Hengste gewinnt - gegen Hengste, die stärker und schneller sind als sie? So etwas wäre einmalig in der Geschichte dieses Sports; es ist nie zuvor geschehen...

Kurz vor dem Zieleinlauf aber schert die Stute plötzlich auf die Außenbahn aus: Sie beschleunigt auf eine Geschwindigkeit von fast 20 Metern pro Sekunde - und zieht an allen elf Hengsten vorbei. Zenyatta siegt mit einer Länge Vorsprung - gegen die besten Galopper des Landes. Als erste Stute der Welt. Eine Sensation, sicherlich: Die Massen applaudieren fast zehn Minuten lang; es gibt Standing Ovations, und nur Sekunden nach dem Rennen sind in allen Internet-Shops Zenyatta-T-Shirts restlos ausverkauft.

Die kleine Stute aus Kentucky ist ein Star: Die Rede zu ihrer Abschiedsfeier wenige Minuten später spricht Gouverner Arnold Schwarzenegger höchstpersönlich - und nun hat Amerika sie sogar zur zweitbesten "Sportlerin des Jahres" gewählt. direkt hinter Tennis-Ass Serena Williams. Ein Pferd auf dieser elitären Liste? Ganz recht. Wir mögen das verwunderlich finden. Vielleicht sogar ungerechtfertigt, weil ein Galopper ja streng genommen kein Sportler im menschlichen Sinne ist. Die Amerikaner allerdings sehen das anders: Sie lieben diese Stute. Nicht weil Zenyatta jedes ihrer 14 Rennen gewonnen hat. Sondern weil sie den Menschen bewiesen hat, dass Wunder geschehen: In jedem ihrer Rennen hat Zenyatta Pferde geschlagen, die schneller und stärker waren als sie - Derbysieger, für die es eigentlich keine Konkurrenz gab. Zenyatta hat es trotzdem geschaff. Obwohl sie in fast jedem Rennen den schlechtesten Start hatte und ihr die anderen zunächst davongaloppierten, hat sie am Ende doc gesiegt. "Zenyatta hat das Unmögliche möglich gemacht", sagt ihre Besitzerin Ann Moss, "und das gleich 14 Mal." Dieses Pferd hat der ganzen Welt gezeigt, was ein wahrer Sieg ist - nämlich der Mut, auch dann weiterzumachen, wenn alle Hoffnung verloren scheint, und der Wille, sich niemals geschlagen zu geben. Und das ist echter Sportsgeist.

D. Teves

Quelle: Ein Foto und seine Geschichte, TV Hören und Sehen, 4/10