Andere Namen Gundesrebe, Gundram, Erdefeu, Donnerrebe, Guck-durch-den-Zaun
Pflanzensteckbrief Das bis 60 cm hohe ausdauernde kraut trägt wenige, lilablaue Lippenblüten, die am Ansatz der Blätter entspringen. Die Blätter sind rundlich, gestielt, am Rande eingeschnitten. Der Stängel ist vierkantig und behaart. Die Pflanze blüht von März bis Juli auf Wiesen, unter Gebüschen, an Mauern und Zäunen, am Waldrand. Gesammelt wird das blühende Kraut.
Heilwirkung Wegen seiner entzündungshemmenden, stoffwechselregulierenden und schmerzstillenden Wirkung wird Gundermann im Aufguss gegeben bei Magen-, Darm- und Blasenkatarrh, bei Bronchitis, Nasen- und Rachenentzündungen, sowie bei Geschwüren und Wunden auch äußerlich. Ebenso als Gewürzkraut zu Suppen.
Heilwirkung im Volksglauben Gundermann war wegen seiner blauen Blüten, in denen man die Farbe des Blitzes zu erkennen glaubte, dem Gott Donar geheiligt. Als Zauberkraut ist er nachweislich schon seit dem 12.Jh. in Gebrauch und zwar besonders als Schutz- und Erkennungskraut gegenüber den Hexen. Die "Chemnitzer Rockenphilosophie", eine Aberglaubensammlung aus dem 18.Jh., berichtet, dass derjenige, der an Walpurgis einen Kranz aus Gundermannkraut aufsetzt und damit in die Kirche geht, alles Hexen erkennen kann.
Eine Sage aus Wettin (Sachsen), die Mitte des 19.Jh. aufgezeichnet wurde, berichtet: Ein Dienstmädchen hörte, dass seine Frau eine Hexe sei. Um die Wahrheit zu erfahren, wand sie am Sonntag nach Walpurgis einen Gundermannkranz, setzte ihn auf und ging in die Kirche. Sie war die erste darin und die erste wieder draußen und sah nun, wie ihre Frau und viele andere Frauen aus dem Dorf auf Besen und Ofengabeln aus der Kirche geritten kamen. Doch sobald die Hexen den Gundermannkranz auf dem Kopf des Mädchens bemerkten, fielen sie darüber hin und schlugen es so jämmerlich, dass es am nächsten Tag starb.
In der Gegend um Gotha hängt man den am Vorabend von Walpurgis gepflückten Gundermann über Haustür und Stalltor auf. Zugleich macht man drei Kreuze mit Kreide über dem Eingang und spricht dabei: "Das Blut Jesu christ mache uns rein von allen Sünden, Amen!" So ist das Anwesen geschützt vor allen Unholden, die An Walpurgis ihr Unwesen treiben.
Noch vor 100 jahren sprach man im oberen Erzgebrge beim Sammeln von Gundermann, den man dort Gutheinrichswurzel nennt, folgenden Reim: "Guter Heinrich, due bist mein Knecht; Mit meiner Kuh ist's nicht recht; Geh das Dorf auf und nieder, Bring mir meinen Nutzen wieder!"