Warum eine positivde Erwartungshaltung des Arztes die Heilungschancen des Patienten vergrößern kann
Es gibt Menschen, die wissen wirklich, wovon sie reden: Dan Ariely ist Wissenschaftler am MIT (Massachusetts Institute of Technology) und forscht unter anderem zu Thema Schmerz. Aus gutem Grund: Mit 18 Jahren überlebte er mit schwersten Verbrennungen einen Unfall, und seither ist der Schmerz sein engster Vertrauter. Besonders angetan haben es ihm seither Experimente mit harmlosen Schmerzplacebos, also mit Scheinmedikamenten - mit Riesenwirkung. Ariely ist von der Macht der Placebos überzeugt und sagt: "Ein Placebo gibt dem Körper die Kraft, sich selbst zu heilen."
Genauer genommen dem Gehirn: "Es beginnt damit, Opiate auszuschütten, also körpereigene Schmerzmittel." Und das funktioniert so: Je mehr wir von einem Mittel erwarten, desto stärker kurbelt das Gehirn seine Selbstheilungskräfte an. Das Spannende dabei ist: Die Ergebnisse von Arielys Forschung lassen sich auch auf echte Wirkstoffe anwenden. Denn der Verhaltensökonom konnte belegen, dass etwa der Preis die Wirksamkeit eines Medikaments beeinflusst: Von einem teuren Medikament erwarten wir mehr - und dadurch wirkt es auch nachweislich besser.
Aber was ist dann mit den Generika? Da kommt es auf die Haltung des Arztes (oder Apothekers) an. auch ihre Zuversicht hat nämlich einen enormen Placeboeffekt. Das heißt: Je zuversichtlicher und positiv gespannter ein Arzt hinsichtlich der Wirkung des von ihm Verschriebene ist, desto größer sind die Heilungschancen.
Die positive Erwartungshaltung färbt auf uns Patienten ab. "Das klingt vielleicht esoterisch, ist aber knallharte Wissenschaft", bekräftigt Ariely. Der Forschung sieht sogar in ansprechenderen Verpackungen und der Gestaltung von Beipackzetteln großes (Verbesserungs-)Potenzial. Die Heilkraft der Verpackung? Es gibt sie wirklich! Auf den ersten Blick mag das ein wenig schockieren, aber auf den zweiten gilt doch: Es ist vielleicht das einzige Feld, auf dem uns gutes Marketing nicht nur zu einer Schafherde macht, die zu blindem Konsum verführbar ist, sondern uns tatsächlich übraus hilfreich sein kann...
Ich finde das Thema sehr spannend. Jetzt wird schon wissenschaftlich überlegt, ob nicht altbewährte Medikamente eventuell ebenfalls oft Placebo sind und die Wirkung daher kommt, weil man sich eine Wirkung erwartet.