"Gute Frau, die Rohre sind in Ordnung. Die Abflüsse sind in Ordnung. Es gibt kein Leck, Nirgendwo." Entnervt klopft sich der Staub von der Hose und wiederholt zum neunten Mal in elf Tagen den einen Satz, den Susan Potgieter nicht hören will: "Wohin auch immer das Wasser über Nacht verschwindet - es liegt nicht an diesem Whirlpool. Bitte, rufen Sie uns einfach nicht mehr an!" Dann kramt er seine Werkzeuge zusammen, wirft demonstrativ einen Blick auf die Uhr (Susan hat ihn wegen des Pools zum wiederholten Male um kurz vor fünf Uhr aus dem Bett geklingelt) und verabschiedet sich wortlos. Und ein für alle Mal.
Die Lodge-Inhaberin seufzt. Ihr Ressort ist eines der besten in Südafrika - acht Luxus-Suiten, die alle über eigene Sonnendecks und Whirlpools verfügen. Na ja, fast alle - denn seit knapp 14 Tagen ist einer dieser Pools jeden Morgen leer. Bis auf den letzten Tropfen. Mehr als 200 Liter Wasser, die über Nacht einfach verschwinden. Eine ärgerliche Sache. Zumal die Gäste hier fast 600 Euro pro Nacht zahlen.
Des Rätsels Lösung offenbart sich noch am selben Abend beim Dinner. Ein britischer Gast reicht stolz die Aufnahme eines Elefanten herum - eines Elefanten, der genüsslich besagten Pool leersäuft. "Er war natürlich viel größer, als er auf dem Foto wirkt", erklärt der Mann ernst. "Aber davon habe ich mich nicht beeindrucken lassen. Ich war so nahe an ihm dran, dass ich... Ach, ich hätte ihn berühren können! Und ich war cool, ja, ganz cool!" Susan Potgieter erkennt den Übeltäter auf den ersten Blick: Es ist Troublesome, eine junge Elefantendame, deren Name übersetzt "lästig" bedeutet, weil sie sich ständig vor den Jeeps der Ranger aufbaut und dann weder mit Geld noch mit guten Worten fortzulocken ist. Offenbar hat sie nun den Pool als eine Art Privattränke für sich entdeckt - und genau das stellt die Lodge-Inhaberin vor eine Herausforderung. Denn: "Elefanten sind Gewohnheitstiere", sagt sie. "Wenn sie einmal etwas in ihr Routine aufgenommen haben, weichsen sie nur ungern wieder davon ab. Ein wenig Luxus schätzen die Tiere allemal." Aber deswegen jeden Morgen einen ganzen Pool wieder auffüllen - und riskieren, dass alle anderen Elefanten der Region den Trick auch bald raushaben? "Das kam nicht in Frage", sagt Susan. Sie läßt stattdessen, in diskretem Abstand zur Lodge, echte Privattränken für die Tiere bauen, architektonisch den Whirlpools nachempfunden, versteht sich. "Die Tränken werden automatisch über eine Hydranten gefüllt, damit das Wasser kühl ist und immer verfügbar", erklärt sie. Die Elefanten haben die "Erfrischungszone" mit Begeisterung angenommen und stillen nun malerisch in bester Safari-Manier ihren Durst vor den Sonnendecks der Gäste. Troublesome hat seitdem nie wieder einen Whirlpool leergesoffen. Die zugehörige Suite allerdings erfreut sich auffallender Beliebtheit bei den Gästen. Alle wollen dort wohnen. Und alle schlafen mit einer Kamera am Bett. Falls, nur falls Troublesome auf die Idee kommen sollte, dass echtes Poolwasser doch am besten schmeckt.
D. Teves
Quelle: Ein Foto und seine Geschichte, TV Hören und Sehen, 7/12