Ältere Menschen nehmen das Positive in ihrem Leben eher wahr - und haben weniger mit Neid zu kämpfen
Die Glücksforschung boomt, und auch wenn das ultimative Rezept immer noch auf sich warten läßt, sind die Erkenntnisse dennoch von Interesse. So gibt es in unserem Gehirn immerhin drei große biochemische Glücksspuren.
1. Das Glück des Wollens Der Botenstoff Dopamin steuert unsere Motivation, in die Welt hinauszugehen und nach dem zu strebe, was uns befriedigt. Er stellt die Belohnung in Aussicht, und Endorphine erzeugen ein Hochgefühl (Euphorie).
2. Das Glück des Vermeidens Wenn wir ein Hindernis erfolgreich überwunden haben, einer Bedrohung entgangen sind oder sie überstehen, drosselt unser Gehirn die Ausschüttung der Botenstoffe Kortisol und Adrenalin, was zu unserer Entspannung führt.
3. Das Glück des Seins Wenn wir alles haben, was wir brauchen, macht uns unser körpereigenes Morphium zufrieden. Serotonin wirkt beruhigend, und das "Kuschelhormon" Oxtocin sorgt für ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen.
Dass ein junges Gehirn richtig viel von diesem Glückscoctail versprüht, kann man sich vorstellen, schließlich hat sein Besitzer ja das ganze Leben noch vor sich. Aber wie sieht es mit jemandem aus, den der Verlust von Freunden, von Gesundheit und Lebenszeit doch unglücklich machen müßte? Entwicklungspsychologin Ute Kunzmann hat in Studien belegen können: "Die Gefühle flachen im Alter keineswegs ab." Im Gegenteil: "Ältere reagieren oft mehr auf positive Reize." Sie genießen das Glück. Viele haben im Laufe ihres Lebens gute Strategien entwickelt, ihre Probleme zu bewältigen. Vor allem hatten sie Zeit, zu lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen, auch mit den schwierigen. Sie vergleichen sich nicht mehr mit anderen, denen es viel besser geht. Auf ihr Leben zurückblickend, betonen sie eher die schönen Dinge, das haben die Studien gezeigt.
"Ältere Menschen können Schwierigkeiten besser meistern", sagt auch Resilienzforscher George Bonanno. Sie sind flexibel - wie ihr Gehirn, das sich neben dem Erfahrungsschatz bis ins hohe Alter verändert und anpasst, wenn es im richtigen Maß gefordert und beansprucht wird.