Unser Gehirn will immer nur das eine - Recht haen. Um zu lernen, braucht es jedoch das Gegenteil: viele, viele Fehler
Ein Hurra auf den Fehler! Unsere Gesellschaft liebt Gewinnergeschichten. Doch Psychologen und Hirnforscher entdecken eine Gegenkraft zur Macht des Erfolgs: Patzer, Misserfolge udn Fehlentscheidungen, die absolut okay sind. Irren ist nicht nur menschlich, sondern überaus hilfreich. Aber warum fällt es uns so schwer, Fehler einzugestehen? Die Antwort: Weil es sich so gut anfühlt, Recht zu haben. Nichts ist so schön wie ein "Ich-hab's-ja-gewusst"-Lächeln. Experten wundern sich: Wir können uns selbst dann diebisch freuen, wenn das, was wir über unangenehme Dinge gesagt haben, zutrifft: Der Einbruch des Aktienmarkst, die Unvermeidlichkeit der Trennung eines befreundeten Paares oder die Tatsache, dass wir unseren Koffer geschlagene 15 Minuten in die falsche Richtung gezogen haben, nur weil der Partner darauf beharrt hat, den richtigen Weg zu kennen. Hauptsache, Recht gehabt! Die körperlichen und psychischen Folgen von Fehlern sind übrigens umfassend untersucht: Sie reichen vom schnell verflogenen Frust über ernste Stress-Symptome, die unser Gehirn in Zusammenarbeit mit dem vegetativen System verursacht, wenn durch den Fehler die soziale Anerkennung ausbleibt oder wir dadurch in Schwierigkeiten beraten. Aber auch, warum Fehler unerlässlich sind. Unser Gehirn - ob es uns nun gefällt oder nicht - ist nur deswegen schneller als jeder Computer, weil es die Ergebnisse seiner Befehlsketten vorausberechnet; uns schon lodert das Neuronenfeuer. In diesem Schnellverfahren kommt es dann zu Fehlern, die Neurologen sogar bis zu 30 Sekunden vorher an Veränderungen der Hirnströme messen und voraussagen können. Nach dem Fehler fährt das Gehirn seine Reaktionsgeschwindigkeit herunter und senkt damit die Fehlerquote. So lange, bis wir in einer Fertigkeit (Tippen, Klavier spielen) richtig gut sind und uns kaum noch Fehler unterlaufen. Und wie verliert man die Angst vor dem Misserfolg? "Indem man versteht, was Fehler bedeuten und wie wichtig sie sind", sagt der Neurologe Manfred Spitzer. Mangel ist nicht zuletzt ein Ansporn, zu lernen: Nur wer noch Fraen hat und nicht auf alles Antworten weiß, entwickelt sich weiter. Und kann dann auch die eine oder andere Niederlage wegstecken.