Vorsichtig lugt Elvis hinter dem Felsen hervor. Aha - da sind seine Kameraden, glucksend damit beschäftigt, ihr Frühstück aus den Futterschüsseln zu klauben. Die Gelegenheit ist günstig - keiner sieht in seine Richtung. Elvis atmet einmal tief durch - dann spurtet er aus seinem Versteck Richtung Wasserbassin. Naja....eigentlich stolpert er eher - denn seit einer Woche ziert ein Paar unmodischer Gesundheitslatschen seine Füße, dummerweise auch noch mit einer Anti-Rutsch-Gummierung an den Sohlen. Tja - seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war, im Leben des Zwergpinguins. Denn Elvis mit den blauen Schuhen ist inzwischen das Gespött der Pinguinkolonie im Antarctis Center in Neuseeland - zur Freude aller Tierpfleger....
"Wir betreuen Zwergpinguine, die nach einer Verletzung aufgepäppelt werden müssen", erklärt Richard Benton, der Direktor des Programms. "Das Problem ist nur - sobald diese Tiere von Menschen umsorgt werden, mutieren sie zu Faulpelzen. Sie bewegen sich keinen Schritt weiter als notwendig". Das bedeutet: Die Tiere werden nicht nur dick und rund - vor lauter faulem Herumstehen bekommen sie auch wunde Füße. Und die lassen sich mit keinem Medikament heilen. Denn: "Ihre Füße sind nicht dafür konzipiert, über lange Zeit Gewicht zu tragen - sie sind fürs Schwimmen gedacht", so Benton. "Aber egal, was wir versuchen - eine derartige Anstrengung kommt diesen Tieren gar nicht in den Sinn!". Die wundesten Füße hat natürlich Elvis - der größte Faulpelz der Kolonie. Und keine Salbe lindert sein Leid, bis ihm eine Tierpflegerin die Schuhe ihres Babys überstreift. Es soll ein Schutz vor Infektionen sein - und löst eine Revolution aus: Denn wunde Füße mögen schlimm sein für einen Pinguin. Blaue Schuhe sind aber unerträglich. Und zwar unerträglich albern: "Sobald Elvis mit seinen Tretern ausgestattet war, schoss er ins Wasser", so Benton. "So, als wolle er auf jeden Fall vermeiden, dass seine Kameraden ihn in diesem Aufzug sehen. Er kam nicht einmal zur Futterzeit heraus - sondern entschied sich kleinlaut dafür, wieder selbst Fische zu jagen. Alles, damit niemand seine Schuhe sieht."
Der Erfolg ist durchschlagend: In wenigen Tagen wird Elvis entlassen - rank und schlank und mit heilen Füßen, gemeinsam mit drei anderen Pinguinen, die die Erfahrung des Schuhetragens ähnlich schnell genesen ließ.
Dorothee Teves
Quelle: Ein Foto und seine Geschichte, TV Hören und Sehen, 08/2007